10. Viktor-Frankl-Symposium am Montag, 16. 10. 2017

Im Rahmen des Philosophie- und Religionsunterrichts waren die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8A und 8B mit Prof. Mikl und Prof. Gratzer auch heuer wieder als Gäste der Pädagogischen Hochschule zum Viktor-Frankl-Symposium eingeladen. Am Vormittag referierten der renommierte Biologe und Hirnforscher Dr. Gerald Hüther und der bekannte Philosoph Univ. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann zum Thema „ Liebe und Sinn“. Am Nachmittag gab es Workshops zu verschiedenen Themen.

 

Liebe ist die einzig sinnvolle Revolution (Dr. Gerald Hüther)

Liebe entsteht aus einer Erfahrung, dass ein Leben in Verbundenheit und Freiheit möglich ist. Die Liebe ist das Ergebnis eines evolutionären Prozesses. Er hat uns selbst als zur Liebe fähige Menschen hervorgebracht. Wir sind die einzigen Lebewesen, die in der Lage sind, diesen Prozess zu erkennen. Und was wir erkannt haben, können wir auch bewusst gestalten.

Liebe ist mehr als ein Gefühl. Uns Menschen ermöglicht sie die Überwindung der uns trennenden Angst und bildet die Grundlage für eine Kultur des Zusammenlebens, in der wir andere nicht länger als Objekte behandeln, sondern in der wir einander als Subjekte begegnen. Sie ist die Voraussetzung für Co-Kreativität und die Herausbildung individualisierter Gemeinschaften und damit die einzige Art des Zusammenlebens, die eine wirkliche Entfaltung der uns angelegten Potentiale ermöglicht. So verwirklicht Liebe zugleich den ihr innewohnenden Lebenssinn.
(Zit. aus dem Programm des Symposiums)

 

 

Das Prompte ist das Barbarische – Über den Sinn von Liebe in den Zeiten der Dating Apps (Univ. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann)

Ende der 40er Jahre des vorige Jahrhunderts machte der vor den Nazis geflüchtete Philosoph Günther Anders in den USA hochinteressante Beobachtungen zur Entwicklung von Liebesbeziehungen unter modernen Verhältnissen. Diese Überlegungen wurden erst vier Jahrzehnte später unter dem Titel „Lieben gestern“ veröffentlicht. Ein Kerngedanke von Anders war, dass an die Stelle kultivierter Erotik das Ideal unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung getreten sei, dem er wenig abgewinnen konnte, denn: „Das Prompte ist das Barabarische.“ Anders Reflexionen lesen sich wie ein hellsichtiges Vorspiel zu jenen Entwicklungen und Tendenzen, die im digitalen Zeitalter zu beobachten sind. Dating Apps erlauben ganz neue Formen von „Promptheit“, die auch den Sinn von Liebe nachhaltig modifizieren können – als ungeheurer Zugewinn von Freiheit und als dramatische Intensivierung von Flüchtigkeit.

(Zit.aus dem Programm des Symposiums)