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Impressionen zu Maja Haderlap

Eine zarte, großgewachsene Frau, eine fast schüchterne Autorität ausstrahlend, betritt den Raum und fühlt sich in der Bibliothek des Europagymnasiums unter den Blicken der Schüler und Schülerinnen sichtlich wohl. Die eben genannte Frau ist Maja Haderlap, Autorin, Bachmannpreisträgerin 2011 und ehemalige Dramaturgin des Stadttheaters Klagenfurt.

Sie liest am 26. Jänner 2012 aus „Engel des Vergessens“, ihrem ersten Roman, noch dazu in deutscher Sprache. Ihre Stimme ist angenehm klar und man verfällt bald in ihre Erzählungen, und obwohl viele schmerzhafte Erfahrungen der Kärntner Slowenen literarisch verarbeitet werden, bleibt der Klang ihrer Stimme nüchtern. Nicht so der Ton des Textes: Die Prosa ist vielfältig und verwendet starke Sprachbilder, die im Gedächtnis haften bleiben. Es ist, als wäre man dabei gewesen, beim Brotbacken, beim Spielen mit der Großmutter, beim Tanzen in der Stube. Ich höre das Lachen der Protagonistin und der Staub des Hühnerstalls steigt mir in die Nase. Dass sich die Autorin durch die deutsche Sprache eine Distanz zu dem Geschehenen aufbauen kann, bleibt unbemerkt. Eines wird aber deutlich: Die Autorin beschreibt nicht nur Erinnerungen, sondern auch ihr Inneres. Die Schilderungen des Alltags in der Nachkriegszeit sind Zeugnis einer Generation. Im Mittelpunkt steht nicht nur der autobiographische Aspekt, sondern vor allem die Großmutter – Heldin und Beschützerin vor schlechten Träumen.

Im Gespräch mit der Autorin kommt man nicht um schwierige Themen herum: Zweisprachigkeit, politische und persönliche Grenzen, und bevor man sich ganz auf die Antworten eingelassen hat, ist man schon voll von Einblicken in ihre Gedankenwelt. Obwohl Politik in Kärnten ein wenig fruchtbares Thema ist, gewinnt die Diskussion dadurch an Tiefe. Standpunkte werden unterlegt, Entrüstung ausgesprochen und es wird intensiv nach Motiven gefragt.

Am Ende ist man voller Gedanken, voller Bilder und Erinnerungen. Maja Haderlap lächelt – sie hat ihren Engel des Vergessens gefunden.

 

Christina und Elisabeth Wolf, 7b